Narrativ.
Oder: Erzähle mir deine Geschichte...
Ein Teil meiner Weiterbildung zum Personal Coach.
Dazu hatte ich einen Probanden in einer schwierigen Lebenssituation. Er war geknickt. Sah für sich in seiner Situation keine Perspektive.
Erzähle mir deine Geschichte... forderte ich ihn auf. Wie ist es dazu gekommen?
Und er erzählte...
Ich bat ihn, dieser Geschichte einen anderen Rahmen zu geben. Herauszufinden, was diese Geschichte noch ist.
Nicht besser oder schlechter, sondern einfach "noch".
Eine andere Perspektive einnehmen.
Und er erzählte mir eine -andere- Geschichte.
So ging es fünf Einheiten lang, einmal in der Woche.
Beim sechsten, abschließenden Treffen, forderte ich ihn, wie jedes Mal, auf: Erzähle mir deine Geschichte...
Wir lachten und ja, sie hatte sich verändert. Es war natürlich dieselbe Geschichte, aber aufgrund der verschieden Perspektivwechsel, die wir während der fünf Wochen eingenommen hatten,
änderte sich die Haltung. Auf einmal ist sie ihm nicht passiv passiert, sondern er hat sie aktiv mit gestaltet. Konnte seinen eigenen Anteil erkennen und dafür auch Verantwortung übernehmen.
Denn so ist es in der Psychologie: Wir glauben uns das, was wir uns selber erzählen. Woran wir meinen, uns zu erinnern.
Dass diese Erinnerung sehr oft nicht den tatsächlichen Ereignissen entspricht, belegen wissenschaftliche Ergebnisse
in der Neurobiologie.
Tja. Wenn wir wüssten, wie wenig wir uns oft auf unsere Erinnerungen verlassen können, wie trickreich unser Gehirn arbeitet... wir wären ganz schön desillusioniert ....
Meine SAMSTAGSAUFGABE für Sie: Nehmen Sie sich eine Ihrer eigenen Geschichten vor. Betrachten Sie sie von Alen Seiten. Fragen Sie andere, die daran beteiligt waren, wie sie dieses Ereignis erlebt haben. Es ist eine gute Möglichkeit, belastende Erinnerungen in ein anderes, weniger belastende Erinnerung zu verwandeln. Probieren Sie es ruhig mal aus. Das geht -natürlich-auch mit weniger bedeutenden Ereignissen. Sie werden überrascht sein..
Also, haben Sie sich heute schon Ihre Geschichte erzählt?