Vom Fluchen und der Intelligenz

SAPPERLOTT!!

 

 

Kaum zu glauben, oder? 
Fluchen soll ein Ausdruck hoher Intelligenz sein. Je oller, je doller (die Intelligenz). Je kreativer desto höher der Quotient.
Das wirft doch direkt mal ein ganz anderes Licht auf den ein oder anderen Zeitgenossen.
Ich weiß ja, das Fluchen Spannung abbauen kann, aber ich weiß auch, dass danach die schale Ernüchterung kommt, Menschen, die man verletzt hat, die Reue, die Wiedergutmachung, die viel länger dauert, als das Fluchen. Und manchmal auch die bittere Erkenntnis, dass man einen Haufen Scherben hinterlassen hat, dauerhaft.
Also, wer sagt dann sowas? Die Wissenschaftler des amerikanischen Marist College For Social And Behavioral Science. 
Die Ausgangsfrage war: Die Leute, die häufig fluchen, haben einen geringeren Intelligenzgrad - oder? Im Ergebnis war eben genau das Gegenteil der Fall. Die Probanden, die viele Schimpfwörter nennen konnten, schnitten auch überdurchschnittlich gut in Intelligenztests ab. Auch wenn die Schimpfwörter absolut unterirdisch waren, Hauptsache, die Menge stimmte.
Wissenschaftlich bewiesen ist bereits (Quelle:Zeitschrift Brigitte), dass Fluchen tatsächlich eine schmerzlindernde Wirkung haben soll. Und: Vor Kurzem publizierte ein internationales Forscherteam der Universitäten von Hongkong, Stanford, Cambridge und Maastricht eine weitere Studie, die besagt, dass Menschen, die Schimpfwörter um sich schleudern, besonders ehrlich sind.
Na ja, da fällt mir direkt ein: Betrunkene und Kinder sagen immer die Wahrheit. 
Aber ist das wirklich immer ehrlich, wenn wir fluchen und andere beschimpfen? Ist es nicht eher ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit, die unzufriedene Situation nicht anders regeln zu können? Fluchen ist auf jeden Fall eine Momentaufnahme. Und nicht zwangsweise persönlich zu nehmen. Wenn wir es schaffen, den Fluchenden aus einer Meta-Ebene heraus zu beobachten, dann sehen wir manchmal hinter dem Fluchen seine Not. Er will eine bestimmte Situation nicht, kann sie nicht ändern, und weiß sich einfach nicht anders zu helfen als monumental zu fluchen.
Jetzt soll es also so sein, dass alle diese Menschen von höherer Intelligenz sein sollen? Ich weiß nicht. Ich sehe auch ein paar Exemplare vor mir, bei denen ich das absolut nicht glauben kann. Vielleicht sollte ich jetzt immer einen Intelligenz-Test mit mir herum schleppen und ihn nach der Tirade mit dem Fluchenden gleich ausfüllen? Mein Forscherinnen-Herz ist bereits begeistert...
Vielleicht wir umgekehrt ein Schuh draus: Nicht jeder, der flucht, ist zwangsläufig dumm und dümmer. 
Nicht jeder, der intelligent ist, weiß sich zwangsläufig zu beherrschen.

Einer meiner Bekannten flucht auch, sehr gerne, er lässt nichts aus, er hat ein unglaubliches Repertoire an Schimpfwörtern. Ich bin jedes Mal unfassbar beeindruckt. Ja, und bei ihm stimmt es auch: Er ist sehr ehrlich, steht zu seiner Meinung, auch wenn es unbequem ist. Und intelligent ist er ebenfalls... 

 

 

Aber was hat das alles mit meiner SAMSTAGSAUFABE zu tun?
Zum Einen können Sie aufhören, sich herunterzumachen, wenn Sie denn das nächste Mal fluchen. Zum Anderen wissen Sie jetzt, je mehr Schimpfwörter Sie kennen, desto höher Ihre Schlauheit. Das ist doch schonmal eine Erkenntnis, mit der man gut ins Wochenende gehen kann. Sie können natürlich auch diese SAMSTAGSAUFGABE ausdrucken und mit sich herumtragen und jedes Mal damit wedeln, dass Sie nur fluchen wegen Ihrer ausserodentlichen Intelligenz.... (ein Scherz, es oll kein Freibrief sein..).

Also was jetzt? Selbstkasteiung können wir aufgeben, das haben wir schon mal. Als Coach rate ich trotzdem dazu, nicht alle Schimpfwörter, die man im Laufe der Zeit so angesammelt hat, rauszulassen. Intelligenz hin oder her. Ich rate doch eher zu koordiniertem Fluchen, wenn schon Fluchen. Wahrscheinlich müssen Sie dann über sich selbst lachen und Ihre Wut ist verflogen... ein schöner Gedanke.
Vielleicht sollte ich mal ein Wut-Seminar geben? Das könnte mir gefallen...
Ich persönlich finde Fluchen belastend für mich selber, wenn ich es tue. Es dauert eher länger, bis ich mir das selber verzeihe; ich mag es nicht.
In meiner Ausbildung zum Personal Coach und psychologischen Beraterin habe ich wesentlich bessere Methoden gelernt, mit der eigenen Wut über bestimmte Ungerechtigkeiten und ärgerlichen Situationen umzugehen. Nein, ich fresse nichts in mich hinein, das halte ich auch nicht für gut. Ich kläre die Dinge. Und das geht eben auch ohne zu fluchen und ist sehr befriedigend.

Allerdings gibt es eben auch Ausnahmesituationen, in denen fluchen absolut hilfreich ist und Aufmerksamkeit generiert und etwas verändert, auch dafür gibt es unzählige Beispiele in der Geschichte.
Sehen Sie? Es ist doch wie immer, jedes Ding hat zwei Seiten, eine gute und eine schlechte.

Und was ist jetzt also Ihre SAMSTAGSAUFGABE? Tauschen Sie mit Ihren Freunden Ihre Schimpfwörter aus. Alle auf den Tisch. Sie haben dann bestimmt einen Riesenspaß.. und wenn Sie schon dabei sind, auch gleich Ihre positiven und negativen Erfahrungen in Sachen Fluchen...

Also, heute schon geflucht?
Viel Spaß und schönes Wochenende!