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Ich bin ein Rache-Engel

Ich bin ein Rache-Engel.

Und darin liegt mein Erfolg begründet. Warum?

Also...... 

Ich liebe den Wettkampf, er spornt mich an. Habe ich keinen Herausforderer, strenge ich mich auch nicht so sehr an. Habe ich aber einen, kann ich sehr gut zu Höchstleistungen heranwachsen. Es macht mir Spass zu gewinnen. Konkurrenz belebt das Geschäft? Vielleicht kommt das ja daher. Nun ist es nicht so, dass meine Herausforderer unbedingt davon wissen, dass sie sich mit mir im Wettkampf befinden. Das ist auch nicht notwendig. Es reicht, dass ich das weiß. Und ich weiß das noch nicht sehr lange.... 

Vor zwei Jahren habe ich angefangen, mich mit dem Reiss Motivation Profile zu beschäftigen. Professor Steven Reiss hat sich sein ganzes Arbeitsleben mit den Motivatoren der Menschen beschäftigt. Dabei hat er 16 Lebensmotive evaluiert, die uns Menschen, in unterschiedlichen Ausprägungen, antreiben. Dabei sind diese Ausprägungen so individuell, dass man sie bestimmt als für jeden Menschen einzigartig bezeichnen kann. 

Ich war skeptisch. Das soll funktionieren? 

Im Januar 2018 füllte ich dann selbst so einen Fragebogen aus. Ich bin ja neugierig (ja, auch sehr hoch bei mir ausgeprägt; aber das war nicht neu für mich).

In meinem Reiss Motivation Profile ist Rache sehr hoch ausgeprägt. Im ersten Moment habe ich mich erschrocken. Oha! Ich bin ja nicht streitlustig und auch nicht unglaublich nachtragend.

In meinem Auswertungsgespräch mit meinem Coach und späterem Ausbilder hat er mir das dann genau erklärt, mit der Rache.

Und ja, das passt. Was hat es verändert? Nun, einmal bringt es innerlichen Frieden. Wie alle Dinge, die man über sich erfährt, wenn etwas vom Unbewussten ins Bewusstsein sickert. Und ich weiß jetzt, was mich motiviert, wenn ich Erfolg haben möchte. Ergibt sich keine natürliche Wettkampfsituation, dann kann ich sie mir schaffen. Wie gesagt, der Beteiligte muss es ja nicht wissen.

Und dann kämpfe ich, ich bin da und aktiv, ich will ja gewinnen. Und dieser Wunsch ist größer als die Angst vor einer Niederlage. Denn die gibt es natürlich auch. Aber damit halte ich mich nicht lange auf, sondern es geht für mich dann gleich los zur nächsten Herausforderung. Damit das innere Gleichgewicht wieder hergestellt ist.. ;-).

Mein Ausbilder hat übrigens Rache sehr niedrig ausgeprägt. Um mir das mit dem Rache-Motiv besser veranschaulichen zu können, fragt er mich: "Wenn du in einer U-Bahn unterwegs bist und es rempelt dich jemand an. Was ist dann dein erster Impuls?"

Ich musste nicht überlegen: "Na, zurückrempelnd natürlich! Nicht das ich das dann tue, aber der Impuls ist da."

"Siehst du. Und bei mir ist der erste Impuls, dass ich Platz mache, weil ich denke, das es doch recht voll ist und derjenige das nicht mit Absicht gemacht hat." Wow. Das geht auch? Auf diese Idee wäre ich nie gekommen. ich dachte immer, wenn nicht zurückgerempelt wird und nicht gleich eine Entschuldigung hinterher kommt, dann liegt das schlicht und einfach daran, dass die meisten Menschen einfach zu gut erzogen sind; zu denen ich mich natürlich auch zähle. 

Im Juni dann habe ich mich selbst zum Reiss Motivation Master ausbilden lassen. Es ist so schön, sich selber zu verstehen und dies möchte ich auch anderen Menschen ermöglichen.

Wenn man denn so mittendrin ist, sich besser zu verstehen und andere besser zu verstehen, dann fängt man natürlich an, überall Ausschau zu halten. Was könnte der, die für eine Motiv-Palette haben? Und wie ist das wohl bei meinen Eltern? Ehemann? Kindern? Freundinnen?

Eine weitere hohe Ausprägung ist bei mir Ruhe: Das bedeutet, dass ich ein sehr hohes Bedürfnis nach allein sein habe. Mit der Kombination aus der Tendenz nach Unabhängigkeit und sehr niedrigem Wunsch nach Beziehungen wird dieses Bedürfnis noch verstärkt. Auch das war mir vorher nicht bewusst. Und jetzt... jetzt kann ich das uneingeschränkt genießen. Hatte ich vorher immer ein schlechtes Gewissen oder dachte auch mal, ich sei da nicht ganz richtig, ist es jetzt absolut friedvoll.

Eine hohe Ausprägung des Lebensmotivs Ruhe bedeutet auch, sehr stresssensibel zu sein. Neue Situationen muss ich mir erst mal erarbeiten. Ich tue das, indem ich beobachte. Und nach ein, zwei Beobachtungsrunden klappt das dann auch mit der neuen Situation. Menschen, die dieses Motiv sehr niedrig ausgeprägt haben, brauchen diese Beobachtungsrunden nicht. Die sind sofort mittendrin. Die lieben oft sogar neue Situationen. 

Mein Hund. Schnauz. Ich bin mir sicher, dass er das Motiv Ruhe auch in einer sehr hohen Ausprägung hat. Jeder neue Ort. den wir erobern, verursacht bei ihm eine riesengroße Nervosität. Man kann ihm den Stress förmlich ansehen. Ich versuche also, ihm so viel wie möglich Bekanntes zu servieren. Und dann ist da Karl, unser Zwergeschnauzer. Seit einem Jahr bereichert er unsere Familie. Er hat kein Problem mit neuen Situationen. Allerdings beobachtet er. Schaut sich erst alles ganz in Ruhe an, geht vorsichtig, aber auch selbstbewusst in neue Situationen. Entweder hat er Ruhe auch hoch ausgeprägt und hat andere Motiv-Ausprägungen, die dies ausgleichen oder eben er hat Ruhe niedrig ausgeprägt. Na ja, wir werden es wohl nicht erfahren... ;-).

Inzwischen durfte ich schon einige Menschen dabei begleiten, sich besser zu verstehen oder manchmal sogar erst zu erkennen!

Sich zu (er-)kennen bedeutet auch, das eigene Verhalten vorhersagen zu können. man ist nicht mehr so hilflos, so überrumpelt. man kann sich viel Ärger ersparen. Und es ist friedvoll. Es bedeutet Freiheit. Und das ist wohl das Schönste daran!